PraxisParcour in der Gesamtschule Chorweiler
Ein schwül-heißer Sommernachmittag, die Grünanlagen rund um die Heinrich-Böll-Gesamtschule sind sichtbar durstig, doch die Schülerinnen und Schüler der 8. Klassen sind in Topform. Nicht zum ersten Mal ist ConAction e.V. mit dem PraxisParcour an der Schule zu Gast und sicherlich hat sich herumgesprochen, dass es dabei lebhaft und gar nicht langweilig zugeht. Schülerinnen und Schüler der Klasse 10 hatten sich bereit gefunden, die jüngeren Schulkollegen beim PraxisParcour zu betreuen, während die 9. Klassen an diesem Nachmittag die Möglichkeit hatten, auf der checkPraxis-Veranstaltungen Unternehmen und deren Vertreter persönlich in Workshops kennenzulernen (hier).
Hat da jemand "Kamelle" gerufen? Nein, der PraxisParcour ist eröffnet und die Jugendlichen müssen sich zunächst einmal ihren Laufzettel abholen, auf dem sie dann die einzelnen Aufgaben und ihre Erfahrungen damit eintragen können.
Wie ein Circle-Training hat man sich den PraxisParcour vorzustellen, nur dass die Schülerinnen und Schüler hier nicht körperliche, sondern motorische und kognitive Fitness trainieren und unter Beweis stellen sollen.
Einige der Aufgaben stehen in direktem Zusammenhang mit beruflichen Aufgabenfeldern: Aus dem Bereich der Ausbildung zum Maler/in und Lackierer/in ist das Kantenziehen mit dem Pinsel entnommen.
Die nächste Übung stammt aus der Gastromonie. Einen Tisch korrekt einzudecken, das meint ja jeder zu können, doch wehe, es geht an das kunstvolle Falten von Servietten. Hier zeigte sich schnell, wer im Kindergartenalter schon die schönste Marinslaterne basteln konnte, oder wem das nicht so recht gelingen wollte.
Ein Rohrpuzzle aus dem Bereich Sanitär, Heizung, Klima, hier mit Kupferrohren, verlangt räumliches Vorstellungsvermögen und motorisches Geschick.
Sicheren Umgang mit Zahlen erfordert die Inventur im Lebensmitteleinzelhandel. Produkte nach Handbarkeitsdatum zu sortieren sah auf dem ersten Blick einfach aus. Da die Daten aber sehr unterschiedlich ausgedrückt wurden, manchmal nur das Jahr, teilweise Jahr und Monat und bei besonders leicht verderblichen Gütern sogar Tag, Monat und Jahr, war das Einordnen doch nicht so leicht.
Dem Aufgabenbereich des Elektrikers ist das Verbinden von Kabeln mittels einer Lüsterklemme entnommen. Dazu müssen die Kabel zunächst abisoliert werden und anschließend sind die einzelnen Kupferansätze in den vorgesehenen Öffnungen an der Lüsterklemme festzuschrauben.
Ganz gleich, ob in einem kleineren Handwerksbetrieb oder in einem kaufmännischen Beruf, das Sortieren von Belegen kommt überall vor. Sehr schnell mussten die Probanden feststellen, dass bei der Gestaltung von Belegen (wie Quittungen, Kassenzettel, Rechnungen) absolut keine Einheitlichkeit besteht und man das Belegdatum teilweise suchen muss wie die Nähnadel im Heuhaufen.
Andere Aufgaben sind nicht direkt Berufsfeldern zuzuordnen. Sie schulen Auge-Hand-Koordination, räumliches Vorstellungsvermögen oder den sicheren Umgang mit Zahlen. Räumliches Sehvermögen verlangt die Spiegelübung, wobei eine Linienführung, die man nur im Spiegel sehen kann, mit einem Stift nachgezeichnet werden muß. Ganz erstaunlich ist hier, wie unterschiedlich die Ergebnisse ausfallen.
Stressresistenz verbunden mit motorischem Geschick erfordert es, Schrauben mit Kontermuttern zu versehen und wieder zu demontieren. Dabei wird die Zeit gestoppt. Wie im Circle-Training wird hier der Wettkampfgeist geweckt.
Dass rechte und linke Hand teilweise sehr unterschiedlich "wahrnehmen", konnten die Jugendlichen beim Einschätzen von Gewichten erleben. Eine jeweils gleiche Menge Reis sollte in zwei Gefäße gefüllt werden.
Einen funktionsfähigen kleinen Kreisel mittels einer Zange aus einer Büroklammer zu biegen forderte wiederum ganz andere Fähigkeiten. Nur sehr wenige der Modelle bestanden den Funktionstest.
Sich selbst einzuschätzen und spielerisch auszuprobieren macht den Jugendlichen großen Spaß. Auch die Betreuung der einzelnen Aufgaben durch jeweils ältere Schülerinnen und Schüler stellt eine anspruchsvolle Aufgabe dar. Erstaunlich zu sehen ist immer wieder, wie die Älteren ihre jüngeren Schulkollegen ermuntern und ermutigen.
15. Juli 2011: PraxisParcour in der Gesamtschule Chorweiler